RoRo-Verschiffung

Es geht los…

In der Schweiz hat sich der Sommer gerade verabschiedet, doch in Südamerika steht er vor der Tür. 

3 Jahre nach unserer grossen Tour über die Seidenstrasse und Afrika macht sich immer mehr der Reisevirus bemerkbar. Es ist eine unheilbare Krankheit und statt dagegen anzukämpfen ist es besser, man fügt sich dessen und lässt sich einfach treiben. So ist es nicht verwunderlich, vor allem von denjenigen die uns kennen, dass wir abermals zu neuen Ufern aufbrechen.

Doch warum Südamerika?

Im Jahr 2010 und 2011 waren wir hinsichtlich unserer Panamericana Tour bereits einmal in Südamerika und diese Zeit war einfach traumhaft. So ist es nicht verwunderlich, dass wir nach über 10 Jahren noch einmal das selbe Ziel ansteuern möchten. Nicht die gleichen Sehenswürdigkeiten, Orte oder Strassen, nein, wir planen ganz andere Flecken anzusteuern, denn dieser Kontinent ist riesig und voller Überraschungen. Ein bisschen Abenteuer jenseits des „Mainstream“. Ob es sich so entwickelt wie wir hoffen wird sich zeigen.

Auf nach Hamburg zur Verschiffung

 

Unser Suri ist reisebereit, alles ist verzurrt, die Polster infolge der Inspektoren am Zoll mit Plastik eingepackt und alle „illegalen“ Waren wie Lebensmittel, Arzneien, Putzmittel usw. ausgeräumt. Die Liste unserer Verschiffungs-Agentur „Seabridge“ ist lang und detailliert. Und dass man sich besser daran halten muss, könnt ihr weiter unten lesen.

Auf der Reise nach Hamburg lassen wir uns Zeit. Besuchen ein paar Reisefreunde und Verwandte, bevor wir nach über 1000 km in der Hansestadt eintreffen. Mindestens 3 Tage, bevor der Frachter den Hafen verlässt, sollte man beim Terminal sein.

Wir erhalten von Seabridge eine exakte Adresse, welches Gebäude (Schuppen-48 Unikai Terminal O’Swaldkai) wie wir den Hafen anfahren müssen. Dort angekommen weisen wir an einem Schalter die Fahrzeugpapiere vor, erhalten ein Ticket zum befahren des Hafengeländes und warten auf das OK der Hafenmitarbeiter. Nur eine Person darf mit angezogener Leuchtweste das Fahrzeug auf die dafür reservierte Stelle fahren. Gleich neben diesem Parkplatz steht ein blauer Container, der als mobiles Büro dient. Der zuständige Hafenarbeiter macht eine kurze Fahrzeuginspektion, rapportiert bereits bestehende Schäden, macht ein paar Fotos und nimmt die Schlüssel entgegen.

Warum habe ich hier „die“ fett geschrieben?

Beim Beschrieb von Seabridge, zur Abgabe der Camper in Hamburg steht geschrieben, dass sämtliche Schlüsse zwingend beim zuständigen Hafenmitarbeiter ausgehändigt werden müssen. Die Kontrolle durch den Zoll erfolgt erst unmittelbar vor dem Verladen, ohne das Beisein durch den Fahrzeughalter. Der Mitarbeiter meint: „Siehst du das große Fahrzeug neben dir? Dieses sollte seit zwei Wochen auf dem Frachter nach Uruguay sein. Leider hat der Fahrer nur den Zündschlüssel abgegeben. Keine Schlüssel für die Wohnkabine, die Staufächer und die Zusatzboxen.  Der Zoll machte nicht lange und ließ das Fahrzeug ohne vorherige Kontrolle nicht auf das Schiff. Ein Mitarbeiter versuchte den Halter zu erreichen, aber dieser ist schon abgereist und befindet sich in Montevideo und wartet da vergebens auf sein Fahrzeug. Nun muss dieser erst die Schlüssel dem zuständigen Kontrolleur schicken und anschließend einen neuen Termin für die Verschiffung organisieren. Das dauert dann gut und gern 2 Monate“. 

Da bleibt nur zu hoffen, dass es bei unserem Fahrzeug nichts zu bemängeln gibt und er termingerecht verladen wird. 

Beim Verlassen des Hafengeländes war es schon ein mulmiges Gefühl unser treues Gefährt in fremde Hände zu geben.

So nehmen wir nach ein paar Tagen den Zug, der uns zurück in die Schweiz bringt. In 3 Wochen werden wir nach Montevideo fliegen und unseren Suri hoffentlich wohlbehalten aus dem Hafen fahren. 

Doch dies im nächsten Bericht. 

 

Im Anhang noch ein paar Details zur Verschiffung:

RoRo steht kurz für „Roll on, Roll off“ und bezeichnet eine Verschiffungsmethode, die sehr ähnlich wie eine gewöhnliche Autofähre funktioniert. Dabei wird das Fahrzeug in den „Bauch“ eines Frachtschiffes gefahren und dort seefest verzurrt. Nach Ankunft des Schiffes im Zielhafen wird das Reisemobil einfach wieder herausgefahren.

Die Vorteile einer RoRo-Verschiffung sind geringere Kosten als bei der Container-Verschiffung und im Gegensatz zu dieser die fehlende Höhenbegrenzung. Mit dem RoRo-Verfahren kann so gut wie jedes Fahrzeug verschifft werden – egal wie hoch, breit und lang es ist –, was diese Verschiffungsvariante besonders beliebt bei großen Expeditionsmobilen macht.

Die Kosten bei der RoRo-Verschiffung berechnen sich aus den Maßen des Fahrzeuges, anschließend wird dieses Volumen mit der Frachtrate multipliziert.

Bei manchen RoRo-Linien gibt es außerdem die Möglichkeit, auf demselben Schiff wie das eigene Fahrzeug in einer Kabine mitzufahren. Von dieser Möglichkeit haben wir im Jahre 2012 gebrauch gemacht, als wir unser Fahrzeug nach 3 1/2 Jahren auf der Panamericana von Montevideo zurück nach Deutschland verschifft haben. Im Moment ist diese Variante infolge Corona noch nicht erlaubt.

Als kleines Beispiel:

Länge: 6.30 m

Breite: 2.00 m

Höhe: 3.10 m

Volumen: 39.06 m x die Frachtrate + Treibstoffzuschläge + Gebühren + Versicherung ergibt für die Strecke Hamburg nach Montevideo etwa 3’400 Euro, plus eine Seetransport-Versicherung und die Hafengebühren am Zielhafen.