Über Madrid nach Montevideo

 

Nach einem entspannten Flug landen wir müde und erleichtert am Donnerstag, dem 16. November 2022, in der Hauptstadt von Uruguay.

Nun kommt der Teil, der uns schon lange Bauchschmerzen bereitet, der Zoll. Wie schon in Afrika meint meine Frau, in den folgenden Ländern gibt es nichts zu kaufen außer verschrumpelten Tomaten und tonnenweise Kartoffeln. Damit wir in Südamerika nicht verhungern, muss Abhilfe her und die Koffer werden mit allerlei Lebensmittel gefüttert. Da finden spezielle Teigwaren, Gewürze, Kaffeebohnen, Fondue und Schweizer Schokolade den Weg in die prallgefüllten Reisetaschen, alles Sachen, das der Zoll nicht erlaubt.

Sollen wir die Lebensmittel deklarieren, damit der Zoll alles konfisziert, oder einfach durchmarschieren? Wir entscheiden uns für die zweite Variante und welch ein Glück, niemand interessiert sich für unsere Koffer und den leckeren Inhalt. Nochmals Glück gehabt.

 

Kurz darauf treffen uns mit Victoria, der charmanten Airbnb Vermieterin vor ihrem Haus und sie zeigt uns ihr Appartement, das wir für eine Woche gemietet haben. Wir sind begeistert.smile Es liegt mitten in der Altstadt von Montevideo, neben einem Park mit Vogelgezwitscher und in Gehdistanz zu allen möglichen Büros, die wir nächstens zwecks Auslösung des Suris ansteuern müssen.

 

Uruguay, das zweitkleinste Land Südamerikas

Noch am gleichen Tag entdecken wir den verschlafenen Charm Montevideos. Doch hinter den bröckelnden Fassaden der Häuser bewegt sich einiges. Das Land zählt zu den liberalsten und wirtschaftlich erfolgreichsten des ganzen Kontinents. Wir aber genießen vorerst den gemächlichen Rhythmus der Einheimischen, sowie das kulturelle und kulinarische Leben in der quirligen Altstadt. Wer während der Mittagszeit durch die Hallen des «Mercado del Puerto» am Hafen streift, bekommt einen saftigen Eindruck was Genuss für nicht Vegetarier heißt. Auf riesigen Holzkohlengrills zischt kiloweise frisches Rindfleisch und Gemüse aus landeseigener Produktion,  das natürlich zur Degustation verführt, versteht sich.

Dabei sind wir nicht alleine. Wir haben uns mit Silvia und Christian, sowohl Regula und Jon verabredet, die ebenfalls ihre Fahrzeuge nach Uruguay verschifft haben. So gibt es natürlich viel zu quatschen und der Abend wird lang und länger.

 

Genau wie unser Heimatort Seelisberg, liegt die Altstadt Montevideos wie auf einer Halbinsel. Bäume in verwinkelten Straßen spenden Schatten, Plätze mit Cafés und kleinen Flohmärkten laden zum Verweilen ein. Hier ticken die Uhren definitiv langsamer und gäbe es einen Preis für die entspannteste Großstadt, Montevideo hätte gewiss einen Anspruch auf einen Spitzenplatz.

 

Doch zum Entspannen sind wir nicht nach Montevideo angereist. Es gibt noch viel zu erledigen. Um unseren Suri aus dem Hafen zu holen braucht es etliche Dokumente, Genehmigungen und natürlich auch Zahlungen in harter Währung. So führt unser Weg erstmal zur Rederei um das “Bill of Lading” abzuholen. Dies ist nichts anderes als ein sogenannter Beförderungsvertrag zwischen dem Versender, dem Empfänger und dem Frachtführer der Ware, in unserem Fall des Fahrzeuges. Wer genaueres über das ganze Prozedere erfahren möchte, hier ist der Link dazu. Verschiffung

Da unser Frachtschiff, die “Grande Amburgo”,  ein paar Tage Verspätung hat, bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt. Entlang der Strandpromenade genießen wir die Strahlen der warmen Frühlingssonne, schauen den Uruguayos zu, wie sie mit einem Mate Tee in der einen- und mit dem Thermoskrug mit heissem Wasser in der anderen Hand an uns vorbeischlendern. Es ist Wochenende und am Strand wird ein Asado mit allerlei Würsten und  feinstem Rindsfleisch entfacht. Wir entscheiden uns für ein Chivito, das uruguayische Nationalgericht, das die meisten Lokale hier anbieten. Es ist eine Art Sandwiches mit einem dünn geschnittenem Rindfleisch, Tomaten, Käse, Spiegelei, Mayonnaise und Tomatensauce. Dazu gibt es Pommes. Nicht unbedingt das ideale Menu zum abnehmen aber es schmeckt.

Am nächsten Tag besuchen wir das Andenmuseum. Es handelt vom Flugzeugabsturz im Jahre 1972, wo eine uruguayische Rugby Mannschaft auf 4000 Meter unglaubliche 72 Tage ums Überleben kämpfen musste. Von den 45 Passagieren und Besatzungsmitgliedern überlebten am Ende nur noch 16. Um die äusserst strengen Bedingungen bei teilweise -30°C überstehen zu können, mussten schwierige Entscheide gefällt werden. Nachdem alle Vorräte aufgebraucht waren ernährten sie sich von den Leichen ihrer Freunde. Diese Odyssee von Hunger, Leiden und Verzweiflung wird in diesem kleinen Museum sehr anschaulich aufgezeigt.

 

Von weitem erspähen wir die Siluette der “Grande Amburgo”. Nun dauert es gewiss noch zwei bis vier Tage, bis wir mit unserem Agenten den Suri aus dem Hafen lösen können. Ob der Zoll uns durchwinkt und wir hoffentlich keine Beschädigung oder gar einen Einbruch ins Fahrzeug erleiden müssen, das im nächsten Bericht.

Nun wünschen wir euch allen eine gute Zeit und bis später.

Eure Reisenomaden

Ruth und Walter